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2. Wo sehen Sie die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für Multi-Stakeholder-Partnerschaften?
„Neue Technologien und gesellschaftliche Veränderungen werden von Gruppen unterschiedlich schnell aufgenommen, unterschiedlich bewertet und werden dementsprechend in unterschiedlichen Handlungsoptionen münden. Wie in der Vergangenheit auch ist es ratsam, bestehende Partnerschaften regelmäßig zu prüfen und sich über die gemeinsame Richtung zu vergewissern. Dabei sind unterschiedliche Wege zu akzeptieren und in letzter Konsequenz Partnerschaften auch zu beenden, wenn sie nicht mehr fruchtbar sind. Ich gehe davon aus, dass insbesondere bei öffentlichkeitswirksam arbeitenden NPOs die Partnerschaften schneller wechseln, da sie eben auch im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Organisatorisch können NPOs aktive Partnerschaften nur in begrenztem Maße eingehen. Deshalb gehe ich davon aus, dass es zumindest quantitativ keine größeren Verschiebungen geben wird, auch wenn sich die Arbeit in Multiprofessionellen Teams als erfolgreich erwiesen hat.
Zu fragen ist, welche qualitativen Auswirkungen entstehen. Partnerschaften, die nicht auf den ersten Blick als wertvoll erkannt werden oder beschrieben werden dürfen (Geschäftsgeheimnis, Partnerschaft zwischen Ungleichen, Experiment usw.), könnten im Fadenkreuz der öffentlichen Kritik beendet werden, bevor sie das „Gute Ziel“ erreichen oder gar nicht erst entstehen (Selbstzensur – „mit denen reden wir nicht“). Sollte zutreffen, dass Partnerschaften schneller beendet werden, kann die Zusammenarbeit auch nicht die Tiefe einer jahrzehntewährenden Partnerschaft erreichen. Das beugt sicherlich einer gewissen Betriebsblindheit oder Verfilzung vor. Der oftmals positiv beschriebene „kurze Dienstweg“ oder „Aktion auf Zuruf“ fällt dann ebenfalls weg. Möglicherweise wird in Folge eine neue Kultur des Vertrauens untereinander entstehen.
Darüber hinaus erwarte ich, dass Einzelgänger-Organisationen (Ortsgruppen, die sich selbst genug sind oder Landesverbände, die sich zwar auf eine gute Ressourcenlage berufen können, aber keine Basis für ihre Anliegen erreichen) künftig stärker unter Druck geraten werden. Schon heute fehlen ihnen oftmals Knowhow, Reichweite, oft auch Personal und TeilnehmerInnen. Sobald sich die öffentlichen Haushalte konsolidieren müssen, wird ihnen die finanzielle Basis fehlen.“