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1. Wo sehen SIE die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für NPOs?
„NPOs sind von der Digitalisierung in vielfacher Hinsicht betroffen. Grundsätzlich müssen wir unterscheiden zwischen der Auseinandersetzung mit unseren Themen, die alle in zunehmendem Maße von gesamtgesellschaftlichen Trend der Digitalisierung betroffen sind, auf der einen Seite, und dem Einsatz von digitalen Technologien im Rahmen unserer Arbeit auf der anderen Seite.
Für alle Themen, die Germanwatch am Herzen liegen – z.B. die Energiewende, der Ressourcenschutz oder die Agrarwende – bietet die Digitalisierung große Chancen und Risiken. Die Energiewende kann beispielsweise ohne digitale Technologien nicht gelingen. Die größten Herausforderungen beim Einsatz digitaler Technologien liegen mit Blick auf unsere Themen unserer Ansicht nach in der Marktmacht großer Konzerne, im Ressourcenbedarf der Digitalisierung sowie im Datenschutz und der Datensicherheit.
Wenn es um den Einsatz von digitalen Technologien für unsere Arbeit geht, sehen wir Chancen in einer besseren kommunikativen Vernetzung, z.B. bei der Organisation von Veranstaltungen oder wenn wir die Perspektiven von Menschen aus dem Globalen Süden direkter – z.B. über Video – in unsere vielfältigen Diskussionen einbinden können. Im Bildungsbereich tun sich weltweit vernetzte Begegnungs- und Lernmöglichkeiten sowie neue Erfahrungsräume auf. Auch kann die Transparenz bei politischen Entscheidungsprozessen vergrößert werden.
Andererseits sehen wir, dass die Digitalisierung in besorgniserregender Weise zur Erosion der Öffentlichkeit beiträgt. Sie beschleunigt (Hartmut Rosa) und singularisiert Individuen, Märkte und Gruppen (Andreas Reckwitz). Filterblasen und Social Bots seien hier als herausfordernde Beispiele genannt.
Grundsätzlich stellen wir eine zunehmende Kluft zwischen den Entwicklungen digitaler Technologien in der Industrie auf der einen und der politischen Regulierung auf der anderen Seite fest. Die Geschwindigkeit der Entwicklungen und die Komplexität der Technologien und ihrer gesellschaftlichen Wechselwirkungen führen dazu, dass die Politik mit der Industrie nur schwer Schritt hält. NPOs müssen sich dahinentwickeln, stärker dazu beizutragen, diese Kluft mit Expertise, Analyse und Advocacy-Arbeit zu schließen.“