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1. Wo sehen SIE die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für NPOs?
„Chancen: neue Technologien bieten enorme Chancen. Angefangen mit schnelleren und unkomplizierteren Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der Organisation, aber auch nach außen. Dank Skype, Facebook, Twitter, Instagram und ähnlichen Kanälen können wir auch in Not- und Krisenregionen nahezu in Echtzeit mit unseren Hilfskräften kommunizieren.
Aber auch im (Gesundheits-)Bereich können wir unseren Patienten viel gezielter helfen und auch eine größere Menge an Menschen erreichen. Dank Technologien, wie dem 3D Druck, erreichen wir Patienten auch in abgelegenen Regionen, da wir nun mit 3D Scan Geräten leicht dorthin reisen können und die Daten über das Mobilfunknetz an einen 3D Drucker versenden. Neben einer Kostenreduktion der Hilfsmittel aus dem 3D Druck steigt auch die Passgenauigkeit der so hergestellten Hilfsmittel – am Ende können wir auf diese Weise noch mehr Menschen mit unserer Unterstützung erreichen.
An anderer Stelle arbeiten wir seit diesem Jahr mit der Hilfe von Drohnen. Im Moment forscht Handicap International an den Möglichkeiten, mit Hilfe von Drohnen minenverseuchte Gebiete wieder betretbar zu machen. Das hätte nicht nur eine enorme Verbesserung der Sicherheitslage unserer Minenräumer zur Folge, es würde auch den gesamten Prozess beschleunigen, da nicht mehr händisch jeder Quadratzentimeter abgesteckt und abgesucht werden müsste.
Risiken: gerade im medizinischen Bereich tragen Hilfsorganisationen eine große Verantwortung. Gesundheitsbezogene Daten sind besonders sensibel. Wir als Organisation tragen besondere Verantwortung, dass die Privatsphäre und die Würde besonders schutzbedürftiger Menschen stets gewahrt sind.“
2. Wo sehen Sie die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für Multi-Stakeholder-Partnerschaften?
„Chancen liegen eindeutig in einer leichteren und schnelleren Kommunikation mit verschiedenen Stakeholdern. Auch in entlegene Gebiete, sowie in Not- und Krisenregionen ist eine nahezu dauerhafte Kommunikation möglich.
Auch bei der Wirkungsmessung sind die Möglichkeiten der Datenerfassung und -verarbeitung extrem wichtig. Damit steigen die Transparenz und der effiziente Einsatz von Ressourcen für alle Stakeholder.
Herausforderungen liegen häufig in der unterschiedlichen Geschwindigkeit mit der verschiedene Organisationen die digitale Transformation angehen (können). Die finanziellen Mittel sowie die personellen Ressourcen zur Umsetzung sind gerade im dritten Sektor sehr heterogen. Geduld, gegenseitiges Verständnis, sowie eine offene Kommunikation sind hierbei unerlässlich.“
3. Ihr Rat für NPOs?
„Die Möglichkeiten, die digitale Tools bieten sind groß. Anfänglich sind Veränderungen, sei es im Bereich der IT-Ausstattung, der Anschaffung neuer Softwares, oder auch bei der Anschaffung und Erforschung neuer Technologien im Feld bei der operativen Arbeit, mit Kosten verbunden und mit einem erhöhten Personalaufwand. Wir raten Organisationen sich davon jedoch nicht per se abschrecken zu lassen. Es lohnt sich den anfänglichen Aufwand mit dem potenziellen langfristigen Nutzen abzuwägen. Es können versteckte Potenziale in den unterschiedlichsten Bereichen (z.B. Marktanalyse- und Recherchetools, aber auch im Innovationsmanagement) freigesetzt werden.
Grundvoraussetzung für den Erfolg bei der digitalen Transformation, dass innerhalb der Organisation das allgemeine Bewusstsein und die Offenheit für neue Technologien geschärft und dass die Teams dafür begeistert werden.“
4. In welcher Art unterstützen Sie konkret NPOs bei der Erreichung der SDG?
„In Not- und Krisenregionen sowie im Entwicklungszusammenarbeitskontext in Ländern des globalen Südens arbeiten wir verstärkt mit lokalen Partnerorganisationen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, ihre Bedarfe gemeinsam mit ihnen zu analysieren und sie dann gezielt zu unterstützen, mit dem Ziel unsere Arbeit langfristig und nachhaltig an unsere Partner vor Ort zu übergeben. Je nach Kontext spielen digitale Tools und neue Technologien eine immer größer werdende Rolle. Zum Beispiel arbeiten wir in Marokko eng und partnerschaftlich sowohl mit lokalen NPOs wie auch mit den lokalen Behörden zusammen, um Kinder mit Behinderung besser im (Schul-)Alltag zu integrieren. Dabei werden neben Schulungen – auch der Eltern und Lehrer – unter anderem neue Technologien zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der lokalen Behörden verwendet, mit dem langfristigen Ziel das Projekt vollständig an lokale Kapazitäten zu übergeben.“