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1. Wo sehen SIE die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für NPOs?
„Ich sehe momentan eher Herausforderungen. Alle NPOs, auch die Großen klagen darüber, dass sie Schwierigkeiten haben mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten. Die Größeren versuchen sich auf bestimmte Gebiete zu konzentrieren, die Kleinen, die neuen Möglichkeiten von digitalen Plattformen im Bereich Fundraising, Crowdfunding, Ehrenamt oder Kommunikation (Social Media) für sich zu nutzen. Es fehlt aber an geschultem Personal und geförderter Weiterbildung für die digitalen Themen. Besonders der Datenbankbereich droht zum Flaschenhals für die meisten Organisationen zu werden. Denn ohne datenschutzkonforme Speicherung und Nutzung von Daten entstehen hier bald Konflikte mit Spenderinnen und Spendern und anderen Stakeholdern von Organisationen.
Gleichzeitig kommen auf de NPOs immer neue Herausforderungen zu. Beispielsweise die aktuelle in der Pilotphase befindliche automatisierte digitale Meldung von eingegangenen Spenden an das deutsche Finanzamt. Das entlastet die Spenderinnen und Spender von der Einreichung der Spendenbescheinigung, bedeutet aber enorme Investitionen für die gemeinnützigen Vereine und Organisationen in Datensicherheit und in Kommunikation. In Österreich war nach der Einführung dieses Systems sogar ein Spendenrückgang zu verzeichnen. Es wird mir leider zu oft übersehen, dass digitaler Fortschritt auch etwas mit Investitionen in die Infrastruktur auch etwas mit Bildung und Kosten zu tun hat.“
2. Wo sehen Sie die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für Multi-Stakeholder-Partnerschaften?
„Es gibt bereits positive Beispiele, wie den Nethope e.V., der durch eine Kooperation mehrerer international tätiger Organisationen Hilfsangebote von großen digitalen Anbietern wie Microsoft oder Google annehmen und nutzen kann. Auch eine gemeinsame Projektentwicklung ist so umsetzbar. Als Einzelkämpfer wäre das nicht möglich, weil das für die Firmen auch zu ineffizient/kleinteilig wäre. Generell liegt in der Kooperation gerade auf internationaler Ebene eine große Chance ressourcenschonend und effektiv zu helfen, weil die neuen digitalen Möglichkeiten auch eine bessere Koordination und Kommunikation zulassen.
Als Chance sehe ich die große Affinität zur Online-Kommunikation in Afrika, oder auch Lateinamerika. Die Smartphone-Nutzung ist dort teilweise weiter als in Deutschland (Bsp. digitale Geldbörse). Auch die Affinität von Lehrer zu digitalen Inhalten ist viel ausgeprägter. Würde es weitere Investitionen in Bandbreite und robuste Computer gerade für die afrikanischen Länder mit ihrem Klima geben, wären wir hier mit der Digitalisierung der Schulbildung bald viel weiter als in Europa! Hilfe wäre so auch von Europa aus direkt möglich und würde das Tempo und die Effizienz der Verbesserung von Bildungschancen und damit auch von Hunger- und Armutsbekämpfung dort enorm erhöhen. Projekte wie der Solarcontainer (http://www.solarcontainer.org/) zeigen, wie man dafür schon mal die Stromquellen und den Umstieg von fossiler (Diesel) in erneuerbare Energie schafft. Ganz ohne große Konzerne und überzogene Rendite-Erwartungen.“
3. Ihr Rat für NPOs?
„Ich rate zu einer genauen Analyse. Nicht jedes Tool ist gleich der Heilsbringer. Vieles ist aus der digitalen Welt auch schon wieder verschwunden. Aber es gibt Trends, denen man sich nicht verschließen kann. Dazu gehört für mich das Data-Diven-Fundraising und die Data-Diven-Kommunikation. Beides verlangt einen Neuausrichtung der Kommunikation über digitale Wege und eine gute Datenbank und Datenanalyse. Die Website ist nicht mehr die Visitenkarte im Netz, sie ist die Kommunikationplattform der Organisationen. Im Internet wird der Verein oder die Stiftung gefunden und hier kommuniziert die Organisation auch mit ihren Stakeholdern. Ich empfehle dringend in die Weiterbildung von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen zu investieren.“
4. In welcher Art unterstützen Sie konkret NPOs bei der Erreichung der SDG?
„Als Berater sehe ich jeden Tag Vorstände von Organisationen, die noch mit der Frage ringen, ob die Digitalisierung sie eigentlich betrifft. Hier versuche ich Mut zu machen und Wege zu beschreiben, die leistbar sind.
Als Fachjournalist und Herausgeber des Fundraiser-Magazins, ist es meine Aufgabe Trends und Ideen kritisch zu beleuchten und zu hinterfragen, aber auch gute Ideen zu verbreiten.“