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1. Wo sehen SIE die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für NPOs?
„Ich bin davon überzeugt, dass Verbände, NGOs, Bewegungen und zivilgesellschaftliche Netzwerke eine tragende Rolle für die nachhaltige Transformation der Gesellschaft spielen und noch aktiver werden können, um die Digitalisierung in eine sozial-ökologische Richtung zu steuern.
Freilich gibt es schon eine rege Zivilgesellschaft rund um digital- und netzpolitische Themen, vor allem seitens der Tech-, netzpolitischen und Hacker-Szene. Sie beschäftigen sich mit Fragen des Datenschutzes, Debatten zur Netzneutralität, Überwachung, Vorratsdatenspeicherung, den Snowden-Enthüllungen, aber auch über Urheberrechte, Open Source und anderes.
Doch viele weitere von der Digitalisierung beeinflusste Zukunftsthemen – insbesondere die Umweltthemen, aber auch Arbeit, Ungleichheit, Geschlechtergerechtigkeit oder internationale Gerechtigkeit – stehen (noch) nicht oben auf ihrer politischen Agenda. Viele NGOs aus der Nachhaltigkeits-Szene betrachten das Thema der Digitalisierung entweder als noch nicht relevant genug, um sich damit zu beschäftigen, oder wenn doch, so als Nischen- oder Querschnittsthema, was eine vertiefte Beschäftigung in Kampagnen- und Projektform erschwert.“
2. Wo sehen Sie die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen für Multi-Stakeholder-Partnerschaften?
„Die verschiedenen Akteure und verschiedenen „epistemischen communities“ an einen Tisch zu bringen. Das ist in den letzten Jahrzehnten mit Entwicklungs-, Umwelt-, landwirtschafts- und friedenspolitisch interessierten Akteuren bereits sehr gut erfolgt. Nun fehlt eine engere Verbündung mit netzpolitischen, verbraucher-orientierten NGOs sowie mit der Start-Up-Szene – insbesondere jener Start-Ups, die nicht auf Profit sondern auf Gemeinwohl ausgerichtet sind.“
3. Ihr Rat für NPOs?
„Insbesondere fehlen schlagkräftige zivilgesellschaftliche Akteur*innen, die auf die ökologischen Dimensionen der Digitalisierung fokussieren. Die Frage, wie die digitale Weltgesellschaft in Zukunft aussehen wird, und wie dies den Metabolismus unserer Industriegesellschaft verändern könnte, darf nicht allein den Konzernen aus dem Silicon Valley, den Risikokapitalgeber*innen und den Start-ups überlassen werden. Und genauso wenig dürfen die Diskussionen darüber, wie die digitale Wirtschaft in Deutschland und in der EU politisch gestaltet und reguliert wird, nur vom Bundesverband für Informations-wirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) oder dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) dominiert werden.“